QuMiK-Klinikverbund positioniert sich zur aktuellen gesundheitspolitischen Lage und zur Digitalisierung
Krankenhäuser fürchten um Existenz durch Krankenhaus-Reform (Foto: pixabay)Aufgrund der vielfältigen Herausforderungen und der Digitalisierung
nimmt der QuMiK-Klinikverbund (Qualität und Management im Krankenhaus) in
Baden-Württemberg Stellung zu verschiedenen gesundheitspolitischen Themen
und zu künftigen Entwicklungen durch digitale Neuerungen. Der Verbund
fordert konkrete Unterstützung von der Politik und eine angemessene
Ausgestaltung der Krankenhausreform mit einer bedarfsgerechten
Krankenhausstrukturplanung und Finanzierung.
Im Zentrum der Diskussionen stehen die Themen Finanz- und
Versorgungsmisere der Krankenhäuser, Krankenhausreform sowie
Digitalisierung im Krankenhausbereich und Chancen durch Künstliche Intelligenz
(KI).
„Schwerpunkt der diesjährigen QuMiK-Pressekonferenz ist ein weiteres Mal die
Krankenhaus-Politik, notgedrungen, weil alle Geschäftsführer im QuMiKVerbund
im laufenden Jahr von stark steigenden Defiziten betroffen sind und
die Existenz vieler Krankenhäuser mittlerweile massiv gefährdet ist“, konstatiert
Matthias Ziegler, Geschäftsführer des Klinikums Esslingen.
“Die Kliniken in Baden-Württemberg bringen seit Jahren bei Bettenzahlen,
Fallzahlen und Krankenhauskosten enorme Anstrengungen auf. Die finanzielle
Lage verschärft sich aber weiter und ist mittlerweile existenzgefährdend,
erläutert Christoph Rieß, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb.” „Die
Kliniken müssen seit Jahren aus wirtschaftlichen Gründen viele Leistungen
anbieten, um die gesetzlich geforderte Vorhaltung zu refinanzieren.“
„Wir brauchen jetzt eine Krankenhausreform, die Leistungsgruppen zuordnet,
dann aber auch die notwendige Vorhaltung und die notwendige Transformation
finanziert – sowie die nicht bezahlten Kostensteigerungen durch Inflation“,
fordert Rieß.
„Die Krankenhäuser sehen durchaus die Notwendigkeit einer Reform“, so
Wolfgang Schmid, Kaufmännischer Geschäftsführer des Alb Fils Klinikums in
Göppingen, „jedoch muss diese auskömmlich finanziert werden und eine
flächendeckende Versorgung von Patienten weiterhin gewährleistet sein.“ Die
Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt davor, dass allein in diesem Jahr bis zu
80 Kliniken von Insolvenz bedroht sein könnten und dass es bereits ohne Reform
Schließungen von Kliniken geben wird, ist vorgezeichnet. „Die Finanzlage der
meisten Krankenhäuser ist äußerst kritisch und die Finanzierung der
Krankenhausreform Stand heute noch völlig unklar“, so Schmid weiter, „ein
Transformationsfond ist notwendig und die vollständige Finanzierung – vor
allem auch der Inflationslücken der Jahre 2022 und 2023 – unbedingt
notwendig, dies wird aber derzeit nicht erfüllt.“
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Vorhaltevergütung „diese führt bei
gleichbleibender Leistung zu keiner finanziellen Verbesserung“, so Schmid.
„Die Einhaltung von Qualitätskriterien ist entscheidend für
Vorhaltefinanzierung“. Baden-Württemberg will neben NRW Vorreiter bei
Umsetzung der Leistungsgruppen sein, und dies unabhängig vom Beschluss des
Bundesgesetzes. Die Einführung von 60 Leistungsgruppen analog NRW soll noch
um fünf zusätzliche Leistungsgruppen ergänzt werden. Dass sich die
Krankenhauslandschaft verändert und verändern muss, ist auch durch die
zunehmende Ambulantisierung und hybride Abrechnungsmodelle begründet.
Außerdem macht sich im Gesundheitswesen der Fachkräftemangel wie in keiner
anderen Branche bemerkbar. „In Zukunft steht nicht mehr genug Personal zur
Verfügung, um so viele Kliniken wie bisher auf einem guten qualitativen Niveau
betreiben zu können“, so Schmid, „wir haben heute schon ein eklatantes
Personalproblem, eine Entbürokratisierung ist nicht in Sicht und diese bindet
wertvolle Personalressourcen.“
„Wenn wir über Digitalisierung im Krankenhauswesen sprechen, dann reden wir
über eine der zentralen Fragen der Zukunft – die langfristige Leistungsfähigkeit
der Kliniken und somit auch die Qualität der Patientenversorgung hängen ganz
maßgeblich davon ab, wie schnell, umfassend und patientenorientiert die
Digitalisierung umgesetzt wird“, erläutert Thomas Weber, Geschäftsführer der
SLK-Kliniken Heilbronn. „Das Hauptproblem auf dem Weg zur Digitalisierung
liegt im Bereich der Finanzierung – diese ist bisher nicht ausreichend gegeben.
So bremst beispielsweise die im Rahmen der Krankenhausreform angedachte
Vorhaltefinanzierung die Digitalisierung eher aus, da diese keine finanziellen
Mittel dafür bereithält – und über den verbleibenden DRG-Anteil können die
bereits laufenden Kosten, Stichwort Krankenhauszukunftsgesetz, ebenfalls nicht
gedeckt werden.“
„Die Bereitschaft – gerade innerhalb des QuMiK-Verbundes – zur Digitalisierung
ist sehr hoch. Sie ist eine immense Chance – sowohl für Patienten als auch für
die Mitarbeitenden in den Häusern. Sofern die finanziellen Weichen seitens der
Politik richtig gestellt werden, kann die Digitalisierung einerseits ein Hebel sein,
die Mitarbeitenden zu entlasten und somit auch dem Fachkräftemangel ein
Stück weit entgegen wirken zu können. Andererseits bietet sie enormes
Potenzial für die Patienten und kann auch dafür sorgen, den Zugang zu einer
standortunabhängigen Medizin auf Spitzenniveau deutlich zu verbessern“,
bemerkt Weber.
„KI wird in den nächsten Jahren die Medizin revolutionieren und zunehmend
eingesetzt, um diagnostische Prozesse zu verbessern, Behandlungspläne zu
optimieren und patientenspezifische Daten zu analysieren. Beispiele sind
maschinelles Lernen, Bilderkennung in der Radiologie und personalisierte
Medizin durch Analyse von Genomdaten“, betont Prof. Dr. Jörg Martin,
Geschäftsführer der RKH Gesundheit. „KI-Algorithmen können medizinische
Bilder wie Röntgenaufnahmen, CT-Scans und MRTs analysieren, aber auch in der
Anamnese eingesetzt werden. Ein gutes Beispiel ist der Einsatz eines
KI-basierten Diagnose-Checkers beim Projekt RKH Care. Dank einer
hochmodernen KI-basierten Software der Leipziger Firma DOCYET erhalten
Hilfesuchende nach mehreren Fragen zur Person und zu den akuten,
individuellen Beschwerden eine erste Einschätzung zu ihrer Erkrankung und der
Dringlichkeit sowie einen Vorschlag für einen geeigneten Behandlungspartner.“
„KI hilft bei der Optimierung von Medikationsplänen, indem sie
Wechselwirkungen und optimale Dosierungen basierend auf Patientendaten
vorschlägt. KI ist ein wichtiger Schritt zur individualisierten Präzisionsmedizin.
Der Arzt wird weiter gebraucht, bekommt aber eine andere Rolle“, führt Martin
aus.