2. Platz: Versorgung thermischer Verletzungen im Kindesalter mit Nanocellulose – der bessere Standard of Care im Universitätsklinikum Mannheim
Ausgangssituation
Das Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder am Universitätsklinikum Mannheim versorgt viele junge Patienten, die sich schwere Verbrennungen oder Verbrühungen zugezogen haben. Häufig müssen sie operiert werden und leiden lange unter den körperlichen und psychischen Folgen ihrer Verletzung. Die bisherige Therapie sah mehrere Verbandswechsel vor, bei denen jeweils auch die Wundauflage ausgetauscht wurde. Das war für die Kinder mit Schmerzen, Stress und längeren stationären Aufenthalten verbunden. Die Wundauflage musste regelmäßig gewechselt werden, da sie im Heilungsprozess zwei Funktionen erfüllt: Im ersten Schritt nimmt sie Sekrete auf. Im zweiten Schritt schützt sie die Wunde und fördert deren Heilung.
Zielsetzung
Ziel des Projektes war, die beste Behandlungsmethode für brandverletzte Kinder zu ermitteln, um diese als neuen „Standard of Care“ zu etablieren. Betroffenen Kindern, deren Eltern und den Mitarbeitern der Kinderchirurgischen Klinik sollte eine optimierte Therapieform angeboten werden.
Projektbeschreibung
Seit August 2018 wurden im Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder thermische Verletzungen zunehmend mit einer neu eingeführten Wundauflage aus Nanocellulose (Epicite Hydro®) versorgt. Im Vergleich zur bisherigen Wundauflage aus Polyurethanschaum hat die neue Auflage den Vorteil, dass sie bis zur Abheilung auf der Wunde verbleibt. So werden zwar weiterhin Verbandswechsel vorgenommen, sie dienen jedoch ausschließlich zur Überprüfung und nicht zum Wechsel der Wundauflage. Im Gegensatz zur alten Auflage nimmt die Nanocellulose-basierte Auflage Flüssigkeit auf und gibt sie nach außen ab. Gleichzeitig schützt sie die Wunde. Ein schmerzhafter Wechsel ist nur in Ausnahmefällen notwendig.
Zur retrospektiven Analyse wurden Daten der Kinderchirurgischen Klinik aus dem Zeitraum 2018 bis 2020 herangezogen. Dabei wurde die Gruppe, bei der zur Behandlung thermischer Verletzungen die neue Wundauflage auf Cellulosebasis verwendet wurde, mit der Gruppe der etablierten Wundauflage verglichen.
Gegenstand der Untersuchung waren
- die Behandlungsdauer,
- die Anzahl und die Gründe der Verbandswechsel,
- die Art der Behandlung (ambulant, stationär oder operativ),
- die Liegedauer
- sowie die Anzahl und die Dauer der notwendigen Narkosen.
Projektevaluation
Durch den Wechsel auf Nanocellulose-basierte Wundauflagen konnten sowohl die Anzahl der Eingriffe in Narkose als auch die Dauer der stationären Aufenthalte erheblich reduziert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Verbandswechsel bei den betroffenen Kindern deutlich weniger Schmerzen verursachen und somit weniger traumatische Erlebnisse hervorrufen. Die Behandlung ist für betroffene Kinder – und auch deren Familien – körperlich und psychisch besser zu bewältigen. Weiterhin müssen seltener als zuvor Spalthauttransplantationen durchgeführt werden. Die Anwendung ist für die Mitarbeiter zudem einfach durchzuführen: Meist ist nach der Erstversorgung kein chirurgischer Eingriff notwendig
Fazit
Die Datenauswertung hat gezeigt, dass die neue Behandlungsmethode, also eine Wundversorgung mit der Auflage von Epicite Hydro®, der alten Methode deutlich überlegen ist. Aus diesem Grund ist die Verwendung der Wundauflage aus Nanocellulose im Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder als neuer Behandlungsstandard festgelegt worden. Auch kooperierende pädiatrische Kliniken haben die Therapie eingeführt und damit positive Erfahrungen gemacht.
Ausblick
Die Wundauflage aus Nanocellulose hat sich bereits beim Einsatz frischer thermischer Verletzungen bewährt. Nun soll sie auch verstärkt bei älteren, kontaminierten Wunden zum Einsatz kommen. Denn mit Antiseptikum getränkt, sorgt sie für eine längere Freisetzung des Wirkstoffs auf der Wunde und wirkt Infektionen sicher entgegen. Daneben kann die Wundauflage auch als Hautersatz bei der Entnahme von Spalthaut dienen.