1. Platz: Schonende und effizientere Umlagerung bei Notfallpatienten im Schwarzwald-Baar Klinikum
Ausgangssituation
Das Schwarzwald-Baar Klinikum ist ein überregionales Traumazentrum, das circa 550 Schwerstverletzte pro Jahr in der Klinik für Akut- und Notfallmedizin diagnostiziert und versorgt. Für die Diagnostik ist es notwendig, die Patienten, meist mehrfach (4-6 Mal), mit ihren sehr schmerzhaften Verletzungen umzulagern (Rettungsdiensttrage – Notaufnahmetrage – Röntgentisch – Notaufnahmetrage – CT-Tisch – Notaufnahmetrage – Patientenbett). Die Pflegekräfte und MRTAs müssen die Patienten zum Umlagern aufgrund der Verletzungen oder der Schmerzen unterstützen, oder sie mit speziellen Hilfsmitteln komplett umlagern. Dies ist ohne weitere Schmerzen, Gefährdung der Patienten (z. B. bei Wirbelkörperverletzungen) und körperlicher Belastung der Mitarbeiter nicht möglich.
Zielsetzung
Es wurde deshalb nach einer Möglichkeit gesucht, Patienten sehr schonend oder mit möglichst wenigen Umlagerungsschritten auf einen anderen Untersuchungstisch/ Trage zu transportieren.
Dabei sollten folgende Kriterien gelten:
- schonende und sichere Patientenumlagerung bei Verletzten
- rückenschonendes Arbeiten
- Röntgendurchlässigkeit muss gegeben sein
- die Umlagerungsmöglichkeit muss für das CT geeignet sein (Carbon-Kopfschale)
- Verbleiben des Patienten auf einer Liegefläche bei allen Untersuchungen
- leichte Reinigung und Desinfektion – robustes Material und lange Haltbarkeit
- hoher Liegekomfort.
In einem Prozess von einem Jahr wurden mehrere handelsübliche Umlagerungs- und Transportsysteme für Polytraumen gesichtet. Keines der Systeme erfüllte die Anforderungen. Nur eine Doppelauflage schien von der Grundidee verwendbar, da sie implizierte, dass der Patient auf dem oberen Teil der Matte liegen bleibt und die Matte samt dem Patienten bewegt werden soll. In der vorhandenen Form war sie im Alltag aber nicht einsetzbar. Es wurde deshalb beschlossen, das bestehende Modell in Zusammenarbeit mit der Fa. Schnitzler Rettungsprodukte GmbH & Co. KG für den klinischen Alltag weiterzuentwickeln.
Projektbeschreibung
Die vorhandene Auflage bestand vom Prinzip aus einer doppelten Auflage, mit einem durch Klettband abnehmbaren Kopfteil. Es erfolgte die sukzessive Veränderung durch Evaluation und Testungen in der Praxis:
- Das abnehmbare Kopfteil war für die Verwendung im CT zwar optimal, da dadurch die Kopfschale des CT kein Hindernis war. Die Verwendung von Klett ist hygienisch nicht vertretbar. Hinzu kommt, dass die Abnahme des Kopfteiles unnötige und unter Umständen problematische Kopfbewegungen zur Folge hat. Die obere Auflage wurde deshalb als Ganzes (ohne abnehmbares Kopfteil) umgearbeitet.
- Damit war aber die Nutzung der Kopfschale des CT nicht mehr möglich. Aus diesem Grund wurden zwei Einschnitte am oberen Ende der Obermatte angebracht, damit der Kopf ohne weitere Umlagerungsschritte in die Kopfschale eingebracht werden kann.
- Der Kopf war durch die Höhe der Matte zu stark geneigt, so dass der CT-Strahlengang direkt durch die beiden Augäpfel gedrungen wäre und somit einen Strahlenschaden hätte setzen können. Aus diesem Grund wurde der obere Teil der Matte ausgedünnt.
- Beim Aufstellen des Kopfteils der Trage, glitt die Oberauflage durch die Gleitschicht mitsamt dem Patienten nach unten. Daraufhin wurden insgesamt 4 Seitenfixierungen und eine Fußfixierung versehen, um die Oberauflage gegen das Abgleiten zu sichern.
- Für die schwergewichtigen Patienten wurden die seitlichen Handschlingen derart verstärkt, dass sie ein Umlagern von Patienten bis 200 kg ermöglichten.
- Es wurden Testbilder durchgeführt, ob die verwendeten Materialien Artefakte auf den Röntgen- oder CT-Bildern hinterlassen.
- Erst- und Vergleichsmessungen mit anderen, für die Diagnostik zugelassenen Auflagen, zeigten, dass durch die Auflage keine höhere Strahlendosis an den Patienten verabreicht wurde.
- Da die Auflage auch auf der Aufnahmestation (längere Liegedauer) verwendet werde sollte, wurde die untere Auflage für die Aufnahmestation um 3 cm verdickt (oberes Auflagenteil 3 cm, unterer Basisteil 6 cm), so konnte der Komfort deutlich verbessert werden
Projektevaluation
Mit der nun neu entwickelten Duo-Auflage KHD6 waren die genannten Bedingungen alle erfüllt (siehe Foto):
- Statt 4-6 komplette Patientenumlagerungen waren nur noch 2 nötig.
- Dies war mit einer erheblichen Reduktion der Schmerzen beim Umlagern der Patienten vergesellschaftet.
- sicheres und schonendes Umlagern ohne größere Veränderung der Patientenposition
- Die Umlagerung eines normalgewichtigen Patienten ist aufgrund der Gleitfähigkeit der Oberauflage mit nur 2 Personen rückenschonend möglich.
- Die Auflage ist auch für schwergewichtige Patienten (bis 200 kg) zugelassen.
- Die Auflage verursachte keine zusätzliche Strahlenbelastung für den Patienten oder eine Beeinflussung der Bilder durch Artefakte.
- Die Diagnostik im CT (Kopfschale) war ohne Einschränkung möglich.
- Es bestand ein guter Patientenkomfort.
- Das Material der Auflage ist antibakterizid und problemlos mit allen herkömmlichen Oberflächenreinigungsmitteln zu desinfizieren. Es erfolgte eine externe Befragung einer radiologischen Abteilung bezüglich der Anwendung der Duo-Auflage. Diese bestätigte unsere eigenen Erfahrungen.
Fazit
Aufgrund der für das Personal einfachen und für den Patienten schonenden Umlagerung hat sich die Duo-Auflage auf Anhieb in der Notaufnahme durchgesetzt. Deshalb wurde die gesamte Notaufnahme mit den Auflagen ausgestattet, da grundsätzlich alle Patienten davon profitieren, nicht nur die Schwerstverletzten.